Logo, Firmenname

Sie befinden sich hier: Home > Leben in Stockerau > Kunst & Kultur > Bücherei > Chronik

Chronik

Die Tradition der öffentlichen Bücherei in Stockerau

Bereits nach dem 1.Weltkrieg hat die Stadtgemeinde eine umfangreiche öffentliche Bücherei geführt. Der Katalog vom 26.November 1925 wies über 4000 Bücher auf. Infolge der politischen Gegensätze wurde die Bücherei im Jahr 1938 aufgelöst. (Quelle Krehan, Geschichte der Stadt Stockerau)

Die Räumlichkeiten waren in der Schießstattgasse gegenüber dem Rennerplatz untergebracht. Am 18.September 1965 – also fast auf den Tag genau vor 50 Jahren – wurde im frisch renovierten Niemschhof, in der ehemaligen Kavallerie Kaserne, die Stadtbücherei eröffnet. Damals wie heute betrug der Bücherbestand schon über 10.000.

Die Bücherei finanzierte sich schon immer aus mehreren Subventionen. Einerseits aus einem Ankaufsbudget der Stadtgemeinde, die auch die Erhaltung der Räumlichkeiten und das Fachpersonal garantiert, andrerseits durch Förderungen des Landes und des Bundes. Der Bund hat in den letzten Jahren die Förderrichtlinien verschärft und Zahlungen an die Ausbildung der Bibliothekarin, an erweiterte Öffnungszeiten und Mindestentlehnzahlen gebunden.

Mit dem neuen attraktiven Standort in Schulnähe, der Ausweitung der Öffnungszeiten auf fünf Tage in der Woche, dem bunten Medienangebot, das bis zu digitalen Büchern gefördert vom Land NÖ reicht, soll eine aussichtsreiche Weiterführung dieser langen Tradition in unserer Stadt gewährleistet werden.

Eine kurze Geschichte des neuen Standortes

Das Gebäude, das auch das Bezirksmuseum Stockerau beherbergt, dürfte wahrscheinlich schon im 16. Jahrhundert erbaut worden sein. Es war ursprünglich ein Wirtschaftsgebäude, das durch Umbauten allmählich seine heutige Gestalt erhielt. Kunstsinnige Besitzer haben erkannt, dass ein Gebäude in dieser Lage auch als Repräsentationsbau gestaltet werden kann. Die Restaurierung führt uns dies deutlich vor Augen. Das Gebäude mit der davorliegenden Parkanlage prägt in diesem Bereich wieder das Stadtbild.

Blickt man von den Türmen dieses „Belvederes“ über unsere Stadt und die im Süden sie umgebenden Auen bis hin zum Wienerwald, so kann man den Namen „Belvedere“ (das bedeutet „schöne Aussicht“), der diesem Bau gegeben wurde leicht verstehen.

Der älteste Baukern, das ursprüngliche Wirtschaftsgebäude mit geräumigen, tiefliegenden Kellern und einem gemauerten Brunnenschacht, hatte, wie nach Abschlagen des Verputzes festzustellen war, an seiner Süd- und Nordseite je ein großes Tor, sodass Fuhrwerke in diesem scheunenartigen Gebäude ungehindert ein- und ausfahren konnten.

Der Bau gehörte zu einem in Stockerau und Umgebung bestehenden ehemals landesfürstlichen Lehen, das im 15. Jahrhundert das Geschlecht der Stockhorner, dann die Herren von Volkra auf Steinabrunn, die Familie Pallfy, und ab 1688 Johann Konrad Albrecht von Albrechtsburg innehatten. Im Jahr 1690 wurde das Lehen zu einem adeligen Landsitz und Rittergut erhoben und erhielt den Namen „Freisegg“. Mit Kaufvertrag vom 30. Oktober 1780 kam das gesamte Rittergut Freisegg und somit auch das Belvedere an den Markt Stockerau.

Von 1784 an kam das Belvedere an verschiedene private Besitzer, bis es von 1882 bis 1924 als Verwaltungsgebäude der Maschinenfabrik Weipert und Söhne verwendet wurde. Geht man heute durch den wiedererstandenen Park vor dem Belvedere, so kann man sich kaum mehr vorstellen, dass sich auf diesem Gelände bis zum Jahr 1933 riesige Werkshallen und nur wenige Meter vom Belvedere entfernt ein hoher Rauchfang befanden. Die Fabrik beschäftigte bis zu 350 Arbeiter und erzeugte Transmissionen und Turbinen. Die Weltwirtschaftskrise des Jahres 1930 führte zur Einstellung des Betriebes und zur nachfolgenden Demontage der Anlagen.

Nur das Belvedere blieb erhalten, wurde von der Stadtgemeinde Stockerau erworben und zu Wohnzwecken zur Verfügung gestellt. Nach langen Jahren des Verfalles wurde im Jahr 1980 mit der Renovierung begonnen. Ein Zubau wurde abgerissen und in Tiefbauweise die neuen Museumsräume vor dem Haus hergestellt. Diese neuen Räume wurden an die beiden schon bestehenden Kellerräume angeschlossen, wodurch für das Museum eine Fläche von fast 700 m² geschaffen wurde. Die Verwendung des Gebäudes als Kulturzentrum und Museum ließ eine optimale Nutzung beider Einrichtungen zu.