Logo, Firmenname

Sie befinden sich hier: Home > Leben in Stockerau > Historisches > Sagen

Der heilige Koloman

223314996_ci1332628[54479].jpg

Es war bereits im Jahre 1012, als eines Abends ein Fremder in eine Stockerauer Herberge trat und den Wirt in einer Sprache anredete, die weder er noch einer seiner Gäste verstand.

Weil aber um die damalige Zeit die benachbarten Ungarn die Ostmark mit ihren Einfällen bedrohten und verkleidete ungarische Kundschafter keine Seltenheit waren, hielten die Stockerauer Herbergsleute den Fremden für einen Spion und brachten ihn zum Dorfrichter, der ihn von seinen Knechten fesseln und in den Kerker abführen ließ.

Das Verhör, dem der Pilger am nächsten Tage unterzogen wurde, war kurz. Wiederholt beteuerte der schottische Wandersmann seine Unschuld. Immer wieder verwies er auf seine königliche Abstammung und auf den Umstand, dass er auf der Heimreise vom Heiligen Land sei. Niemand aber verstand ihn. So wurde er, da man ihn für verstockt hielt, nach qualvollen Martern zum Henkertode verurteilt, gerichtet und sein Leichnam den Raben preisgegeben.

Der Körper, der schon lange gehangen und allen Unbilden der Witterung ausgesetzt war, verweste nicht. Er behielt seine frische Farbe, wie er sie im lebenden Zustand hatte.

Dieser Tatsache erregte in Stockerau großes Aufsehen. Und das Erstaunen wuchs noch mehr, als eines Tages ein Bürger berichtete, dass der dürre Baum, an dem der Leichnam des Gerichteten hing, seine grüne Farbe wieder erhalten habe und der Ast, an dem Koloman befestigt wurde, die ersten Knospen treibe.
Mancher begann wegen dieses Ereignisses an der Schuld des Fremdlings zu zweifeln. Bald fanden sich auch einige gerecht denkende Männer, die den Leichnam neben dem Baum bestatteten, den dem Koloman hing.

Zwei Jahre waren seither vergangen. Niemand dachte mehr an das einsame Grab draußen im Auwald. Eines Tages trat die Donau über die Ufer und überschwemmte weithin das Land. Die Stockerauer litten unter der Gewalt des Wassers. Es verwüstete oft weithin die Äcker und Wiesen. Nur vor einem Orte machten die Fluten halt. Es war Kolomans Grab, vor dem sie scheu zurückwichen und sich mauergleich auftürmten.

Von diesem Geschehnis erhielt auch der Markgraf Heinrich Kunde. Er ließ sich darüber ausführlich berichten. Bald wurde auf sein Geheiß der Leichnam ausgegraben. Er war noch nicht verwest, und von ihm strömte ein gar herrlicher Duft aus. Auf Heinrichs Befehl wurde Kolomans Leiche im Jahre 1014 nach Melk, dem Sitz der Babenberger, gebracht und dort in einen Sarkophag gelegt, wobei noch manches Wunder geschehen sein soll.

Zur selben Zeit kam an der Donau Kolomans treuer Diener Gotthalm an. Er war von großer Sorge um seinen Herrn erfüllt und diesem unter unsäglichen Mühen nachgezogen. Als Gotthalm vom Tode seines Herrn erfuhr, starb er an gebrochendem Herzen. Auch er wurde in Melk begraben.

Zahlreiche Kirchen in Österreich wurden im Mittelalter dem heiligen Koloman geweiht. Dieser aus Irland stammende Pilger war unterwegs ins Heilige Land, als er in der damals unsicheren Ostmark für einen Spion gehalten und der Sage nach am 13. Oktober 1012 in Stockerau gehenkt wurde:

Nach seinem Tode wurden bald wunderbare Dinge berichtet, so, dass der verdorrte Baum, an dem die Leiche hing, wieder zu grünen begann, dass der tote Körper sein Aussehen nicht veränderte und aus ihm Blut floß, und Gichtkranke durch Auflegen seines Fleisches geheilt wurden. Diese Wunder bewirkten, dass der Leichnam feierlich in der Stockerauer Kirche beigesetzt und durch den Babenberger Markgrafen Heinrich I. im Jahr 1013 nach Melk überführt wurde.
Ein Melker Kleriker beschrieb den Tod und die Bestattung Kolomans, aber auch die Wunder an der Leiche des frommen Pilgers. Diese Schrift sandte Markgraf Heinrich dann einem Verwandten, Bischof Thietmar von Merseburg, der einen Auszug davon an das Ende seines formlosen Geschichtswerkes setzte und so für eine weite Verbreitung der Koloman-Legende sorgte.

Als die Stockerauer den heiligen Koloman auf ihrem Grund und Boden umhergehen sahen und wegen seiner fremde Sprache und unbekannten Kleidung nicht genau wussten, wer er wäre oder aus welchen Ursachen er hergekommen, gerieten sie, wiewohl ganz fälschlich und zu Unrecht, auf den Gedanken, er wäre entweder von den Böhmen oder aber von den Ungarn hierher abgeordnet worden, ihre Gegend auszuspähen und schädliche Anschläge wider sie auszuführen. Da ergrimmte der törichte und rasende Pöbel derart wider den heiligen Koloman als einen vermeintlichen Spion und Verräter des Vaterlandes, dass sie ohne weitere Untersuchung ihn mit Gewalt ergriffen, mit Besen grausam schlugen und darauf ins Gefängnis warfen, in der Meinung, ihn am folgenden Tag den Ortsrichtern öffentlich vorzuführen.

Also wurde der heilige Mann aus dem Gefängnis vor das wider ihn rasande Volk geführt und dem öffentlichen Gericht vorgestellt. Der Richter, Wollkerstorffer geheißen, fragte alsdann den Koloman, warum er hergekommen und was die Ursache und Absicht seiner Reise wäre? Unser heiliger Pilger gab hierauf seine Bescheidenheit, die er im Gemüt hegte, durch Rede, Angesicht und Gebärden dem Richter und allen Anwesenden zu erkennen und erklärte ihnen mit aller Wahrheit das Ziel und Ende seiner vorgesehenen Reise: Dass er nämlich durch Österreich nach Jerusalem zu wallfahrten gesonnen wäre; er konnte auch, als seine Verantwortung bei en Zuhörern keinen Glauben finden wollte, auf keine Weise bewogen werden, etwas anderes zu bekennen und auszusagen.

Ungeachtet aller vom heiligen Koloman vorgebrachten Entschuldigungen und beteuerten Unschuld befahl dennoch der Richter, ihn mit entsetzlichen Streichen zu schlagen, in der Hoffnung, wenigstens durch die Heftigkeit der Schmerzen das Bekenntnis, falls er doch ein Landesverräter wäre, aus ihm zu erzwingen.

Nachdem der Richter und die Gemeinde von Stockerau also unbillig und grausam mit unserem heiligen Koloman verfahren so hat ihnen Gott, welcher Recht denjenigen verschafft, die Unrecht leiden, mit augenscheinlichen und großen Wunderwerken gewiesen, wie unschuldig und kostbar die Seele dieses bekannten Pilgers gewesen, dessen Leichnam so schmählich in der Mitte zweier Mörder an einem Baum da gehangen. Unter diesen Wunderzeichen ist das erste gewesen, dass an ihm, gleich als ob er noch lebte, die Nägel an den Fingern, der Bart im Angesicht und die Haare am Haupte gewachsen; überdies sah man mit großer Verwunderung, dass sein Leib von den Raben und anderen Tieren ganz unberührt, zugleich auch unverwest geblieben, hingegen die Körper der zwei ihm hingerichteten Übeltäter aufgefressen und von natürlicher Fäule zerstört wurden. Hiezu kam noch das Wunder, dass der dürre Baum, an welchem der heilige Koloman aufgehängt worden, zu grünen und blühen angefangen; worüber aber sie sich noch mehr verwunderten, war, dass aus seinem Fleisch, in welches man dreimal geschnitten und gestochen hatte, das warme und frische Blut floß.

Sie erkannten hieraus nunmehr klar, Koloman müsse gewiß kein Landesverräter und Spion gewesen sein. Die Stockerauer fassten nun den Entschluß, ihn von der schmählichen Richtstätte abzunehmen und geziemend zu bestatten. Zu diesem Ende hatten sie sogleich eine nicht kleine Menge der Klerisei und des Volkes zusammengerufen, den ehrwürdigen Leichnam des heiligen Koloman von dem Baum, an dem er gehangen losgemacht und zunächst bei der Kirche oder Kapelle, die unlängst in einer schönen Au neben der Donau bei Stockerau aufgerichtet, ehrerbietigst beigesetzt.

Im nachfolgenden Jahr hat sich der Donaustrom über alle Ufer und Gestade gewaltig ergossen, dass dadurch der größere Teil der Häuser und Gebäude, die daran gestanden, vom Grund aus hinweggerissen und alle dabeiliegenden Orte fast überschwemmt worden. Es hatte auch das Gewässer den Vorhof der Kirche, daneben der Leib des Koloman ist gelegt worden, dermaßen angefüllt, dass die Hälfte der Kirche wegen des übermäßigen Wasserzustromes kaum gesehen werden konnte. Allein die Grabstätte unseres Heiligen blieb davon gänzlich unberührt und unbenetzt, und noch dazu war schönes Grün darauf zu sehen.

Dieses letzte Mirakel machte im ganzen Land ein solches Gerücht und Aufsehen, dass es endlich auch dem damals regierenden Markgrafen Heinrich zu Ohren gekommen, welcher beschloß den Leichnam des heiligen Koloman aus seinem vorigen Grab zu heben und in ein herrlicheres zu überführen.

Da nun die von ihm Abgesandten beim Grab des Koloman angelangt, fühlten sie, bevor sie es zu öffnen begannen, einen so seltsamen und ungewöhnlichen Geruch, dass alle, die zugegen waren, vor Freude geweint haben. Hierauf sahen sie den Leichnam also frisch und unverwest, als ob er am selben Tag beerdigt worden wäre. Der in kostbare, dazu vorbereitete Leinwand und Tücher eingewickelte Leichnam wurde folgenden Tages in aller Frühe von geistlichen Personen unter Begleitung Markgraf Meginaud und der übrigen Landesklerisei, wie auch der vornehmste Ritter in Österreich samt einer großen Menge des Volkes von Stockerau hinweggeführt…

Unter herrlichen Freudenzeichen haben sie endlich die Stadt Melk glücklich erreicht, allwo auf Befehl und Anordnung des Landesfürsten der Leib des Kolomans abgelegt wurde, welcher darauf in der Hofkirche des Stiftes mit großem Gepränge übertragen und darin auf der mittägigen Seite ehrerbietigst ist beigesetzt worden…….

An der Stelle an der Koloman den Märtyrertod erlitten hatte, (das heutige Kolomankloster beim Kreisverkehr Hornerstraße, Richtung Unterzögersdorf) wurde schon im 12. Jahrhundert eine Kapelle errichtet, die am Beginn des 15. Jahrhunderts zu einer Kirche erweitert wurde.

Von 1643 bis 1647 wurde neben der Kirche ein Kloster gebaut und 1660 die Kirche vergrößert. In dieses neue Kloster waren Franziskaner aus Klosterneuburg eingezogen. Sie versahen auch den Gottesdienst und wirkten sehr segensreich bis zur Auflösung des Klosters im Jahr 1783 durch Kaiser Josef II. In den Räumlichkeiten wurde ein Militärmagazin untergebracht.

Ab 1786 betrieb Franz Ratzer in dem Gebäude eine Bandfabrik mit 180 Beschäftigten, die 1790 wegen unzulänglichen Arbeitsbedingungen geschlossen werden musste. In den nächsten Jahrzehnten war das Kloster dem Verfall preisgegeben.

Am 17. Juli 1912, zum 900. Todestag von Koloman, wurde an dieser Stelle der Grundstein zu einem neuen Kloster gelegt, das bis heute die Steyler Missionsschwestern des Ordens der „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ bewohnen. Die Baupläne stammen vom Wiener Architekten Bruno Buchwieser.

Koloman = altnordisch
"der behelmte Mann"; altnordisch Kollir = Helm